Reisebericht von Familie Tomasi

Unser Aufenthalt in Salem Home in Vijayawada von Januar bis Februar 2016


Schon lange war die Vorfreude gross und nach den Weihnachten war es soweit, wir (mein Mann Stephan, unser Sohn Jascha 15 J. und ich) machten uns auf nach Indien, mit dem Hauptziel Vijayawada, Salem Home. Wir verbrachten die ersten 6 Tage an der Westküste in den Backwaters von Kerala, um uns ein wenig akklimatisieren zu können und uns vom Arbeitsalltag in der Schweiz zu erholen. Eine wunderschöne Gegend!

Schon nach kurzer Zeit spürte ich, dass diese Welt mit ihrer bunten Kultur und vielfältigen Mentalität der unseren enorm weit entfernt ist. Noch nie habe ich dies, bei unseren vielen Auslandaufenthalten und Einsätzen, so extrem empfunden. 

In Vijayawada wurden wir am Flughafen von Sharad, der Leiterin des "Salem Homes" herzlich begrüsst und Devid, der Fahrer, chauffierte uns in die Stadt. Da dies Jascha's und mein erster Indienaufenthalt war, boten sich uns auf der Fahrt unzählige, spannende und ungewohnte Bilder und dies hielt an, bis zum Schluss unseres Aufenthaltes. Ich konnte mich in diesem bunten Treiben nicht sattsehen. 

Im Salem Home angekommen, wurden wir sehr herzlich und lebendig von allen Bewohnern begrüsst, dass einem das Herz schon fast überlief. Die Kinder hatten für uns Willkommens-Plakate gemalt und waren ganz aufgeregt – wie auch wir!


Eindrücke aus dem Waisenhaus


Wir bezogen das neue, gemütliche Guesthouse, wo wir uns sofort wohl fühlten. Das Salem Home ist uns innert kürzester Zeit ans Herz gewachsen und wir spürten, wie sehr wir von diesen Kindern und der ganzen Staff beschenkt wurden. Die Liebe unseres HERRN ist spürbar und begleitet die Kinder durch die liebevolle und praktische Art von Sharad, Dorshan und der ganzen Staff.  Ich bin sehr beeindruckt! 

Die Schulferienwoche war das "Highlight" unseres Aufenthaltes, da die Kinder somit den ganzen Tag im Salem Home verbrachten und wir die Freizeit mit ihnen gestalten durften. Jascha hatte verschiedene Spiele vorbereitet und die Kinder und auch er, genossen die gemeinsame Zeit. Auch bot er einen Malunterricht an, der gerne und mit viel Freude und Kreativität genutzt wurde. Er wurde von den Kindern sofort aufgenommen und das liebevolle "Brother" von allen Seiten, fehlte ihm nach unserer Abreise sehr.

Stephan arbeitete hauptsächlich am Computer mit einigen Jugendlichen und unterrichtete sie in JAVA. Er hatte einen guten Draht zu ihnen und sie warteten jeweils gespannt darauf, wieder einen Spruch von ihm zu hören, oder von ihm aufgezogen zu werden. Es wurde viel gelacht und "gefoppt", eine warme, herzliche Stimmung herrschte.

Da "Handarbeiten" in Indien nicht in der Schule unterrichtet wird und weder die Kinder noch die "Staff" darin geübt sind, habe ich mich dieses Bereichs angenommen. Die alte Tret-Nähmaschine habe ich wieder in Betrieb genommen und somit wurde mit Begeisterung genäht, zusätzlich gestickt, gehäkelt, Halsketten angefertigt, Papierrosen gefaltet etc.. Es wurde alles aufgesogen was neu war und es machte unglaublich Freude, mit solch begeisterten Menschen zu arbeiten.

Ein sehr schönes Erlebnis war auch der gemeinsame Ausflug zum Vergnügungspark mit dem Schulbus. Die Kinder waren so aufgeregt und voller Vorfreude, dass es ansteckend war. Die grösste Attraktion waren das "Zügli", welches um das ganze Gelände fährt, "d'Suppetrülibahn" bei welcher fast allen schlecht wurde und das grosse Trampolin, wo der Springer mit Seilen gesichert wird. Die kleineren Buden boten Büchsenwerfen, Kegeln, Dartpfeile werfen etc. an. Das feine Abendessen, von Hosanna vorbereitet, wurde mitgenommen und auf der Wiese ein Picknick veranstaltet. Nach einigen ausgelassenen Spielen und einem feinen Glacé zum Abschluss, machten wir uns wieder auf den Heimweg. 

Ein weiterer, sehr eindrücklicher Tag, war der Besuch in Tenneru, wo das Salem Ministries ein Witwenprojekt aufgebaut hat. Als wir in Tenneru eintrafen, waren die Vorbereitungen des Mittagessens für ca. 150 Personen bereits in vollem Gange. Viele Frauen sassen in den Gängen und auf den Wegen und rüsteten, schälten, schnipselten und zupften emsig. Immer mehr Witwen trafen ein und liessen sich in dem Gemeinschaftsraum auf dem Boden nieder. Nach einigen Lobpreisdarbietungen der Salem Home Kinder und einem Input von Sharads Schwägerin, folgte die Predigt. Immer mehr Frauen gesellten sich zu der bestehenden Gruppe, bis der Saal zum Bersten voll war. Nach der Predigt wurden für jede Witwe 5kg Reis und 1 kg Linsen abgewogen, dies sollte ihnen über die nächste Zeit hinweghelfen. Das Essen wurde an langen, improvisierten Tischen in Etappen, von den Salem Home Teenagern serviert und zog sich dahin, bis alle Frauen und Helfer satt waren. Eine bunte Gesellschaft mit Frauen, die weit unter dem Existenzminimum zu leben gelernt haben. Wir waren eingeladen, einige dieser einfachsten Häuser im Dorf zu besuchen und waren sehr berührt von der grossen Armut. 


Eindrücke aus Tenneru


Während unseres Aufenthaltes beeindruckte mich Sharads Gespür für Situationen, wo direkte Hilfe gefragt war und auch Sinn machte, mehr und mehr. 

Ich bin erstaunt wie reibungslos der ganze Tagesablauf im "Salem Home" in der Regel von statten geht, wo doch so viele Menschen zusammen funktionieren müssen. Kein Gerangel beim Duschen, kein Nörgeln beim Essen, kein "Gemotze" beim zu Bett gehen – beeindruckend! Die Aufgaben sind verteilt, jeder weiss was zu tun ist, die grossen Kinder geben den Kleineren Hilfestellung und nehmen ihreVorbildfunktion sehr ernst.

Die überaus grosse und herzliche Gastfreundschaft von Sharad und Darshan, die Freundschaft die entstanden ist mit ihnen, der Staff und den Kindern, und das ausgezeichnete Essen machten uns den Abschied sehr schwer. Wir wurden in diesen Wochen überaus beschenkt und durften viele bewegende Erlebnisse mit nach Hause nehmen. Dafür sind wir sehr dankbar.

Ein Geschenk, solch wertvolle Erfahrungen machen zu dürfen!

Wieder zurück in der Schweiz stellte Jascha fest, wie unglaublich dankbar und voller Freude die Kinder und Jugendlichen in Indien für jede Kleinigkeit sind und wie ihre Augen leuchten, im Gegensatz zu der Unzufriedenheit die bei uns oft anzutreffen ist, obwohl wir, in jeder Hinsicht, eine unglaubliche Vielfalt haben und im Überfluss leben.

Wir haben das Salem Home mit seinen Bewohnern in unsere Herzen geschlossen und sind uns als Familie einig, dass wir sehr gerne wieder einmal zurückkehren werden!


Eliane, Stephan und Jascha